In diesem Beitrag werden verschiedene Alternativen zum Kapitalismus kritisch untersucht. Vorgeschlagen wird eine evolutionäre Aufwertung von öffentlichem Eigentum mit demokratischer Steuerung von Großunternehmen.
In diesem Beitrag werden verschiedene Alternativen zum Kapitalismus kritisch untersucht. Vorgeschlagen wird eine evolutionäre Aufwertung von öffentlichem Eigentum mit demokratischer Steuerung von Großunternehmen.
Fußt leider schon direkt am Anfang auf falschen Grundannahmen, nämlich das die Deutsche bzw. Westeuropäische sogenannte Soziale Marktwirtschaft als Vergleich herangezogen wird ohne auch nur Ansatzweise den für sie notwenigen und auf dem Kolonialismus beruhenden Transfer von Resourcen und Gütern, sowie den systematischen Raubbau an der Natur zu betrachten (vom billigen Öl und der CO2 Verschmutzung mal ganz abgesehen).
Ausserdem ist es schlicht falsch das die überwiegende Mehrzahl der Menschen nur mit extremer Überwachung und/oder sozialen Druck bereit sind für die Gesellschaft Leistung zu erbringen wenn sie nicht alternativ dafür mit Geld entlohnt werden.
Aber ich glaube bei der Generation der der Author angehöhrt (Jahrgang 1963) ist da ziemlich Hopfen und Malz verloren sich mit der Thematik ernsthaft auseinander zu setzen.
Das waren auch meine Hauptkritikpunkte. Und bei dem Vergleich des Kapitalismus mit anderen Wirtschaftsformen wird gerne außer Acht gelassen dass unmittelbar nach der Entstehung des Kapitalismus in Europa der Kolonialismus und versuchte Genozid an so ziemlich allen anderen Völkern losging.
Wenn ich euch beide richtig verstehe, setzt ihr bei dieser Annahme des Artikels an:
Die erste Funktion eines Wirtschaftssystems ist somit, Kooperation herbeizuführen, das heißt zu erreichen, dass die Menschen willig sind, am Produktionsprozess gemäß ihren Fähigkeiten aktiv teilzunehmen und ihren Konsum in Einklang mit den gesamtwirtschaftlichen Möglichkeiten zu bringen. Die zweite Funktion bezieht sich auf die Allokation knapper Ressourcen – wie menschliche Begabung, Land, Rohstoffe – die so erfolgen sollte, dass möglichst viele Bedürfnisse befriedigt werden und nichts verschwendet wird. Eine aussichtsreiche Alternative zum Kapitalismus muss bei der Kooperationsfrage und der Allokationsfrage wenigstens so gut wie der Kapitalismus abschneiden, damit sie als ökonomisch tauglich betrachtet werden kann.
Eure Gegenthese ist, dass Kooperation und Allokation nicht alles ist, weil Umweltschutz und Kolonialismus auch relevante Themen sind. Zu Gunsten der anderen Themen sind Abstriche bei Kooperation und Allokation akzeptabel und "ökonomisch untaugliche" Wirtschaftssysteme sollten auch bedacht werden. Flapsig formuliert: Schon ok, wenn wir nach Abschaffung des Kapitalismus alles ärmer sind weil es ja zum Ausgleich fairer zugeht auf der Welt.
Das Problem für mich ist, dass es erfordern würde, dass sich die ganze Welt im selben Moment vom Kapitalismus anwendet. Würde Deutschland sowas im Alleingang machen, würde jeder die ökonomischen Nachteile sehen und wir würden ganz schnell zurück rudern. Deswegen schreibt er im Artikel, es "kann eine Alternative nur dann als aussichtsreich gelten, wenn sie glaubwürdig versprechen kann, mindestens in etwa den gleichen Wohlstand wie die Soziale Marktwirtschaft hervorzubringen."
Ich würde jetzt mal widersprechen dass die soziale Marktwirtschaft, systemisch, von Raubbau (jeglicher Art) abhängig ist: Sie kann davon profitieren, ja, aber das bedingt noch keine Abhängigkeit. Wenn du Wertekolonialismus mit reinrechnest geht's eher andersrum: Es haben sich manche Länder über das Lieferkettengesetz beschwert, "was wenn wir unsere Arbeiter nicht schlecht behandeln können dann sind wir ja gar nicht Wettbewerbsfähig". Ja genau das ist doch die Absicht: Diese negative Externalität mal abzuschaffen, eben nicht zuzulassen dass Menschenschinderei einen Vorteil bringt. Lokal mögen da erstmal Späne fallen aber in der Gesamtansicht ist es eine richtige und wichtige Entwicklung.
Is nun nicht so dass ich unrevolutionär wäre aber wenn's im jetzigen System noch was auszuschöpfen gibt, dann sollte man das abgreifen. Die Sozialdemokratie darf gerne reformatorisch am Bestand rumwerkeln, das macht sie nicht zum Feind (außer sie sind Seeheimer), während linkere Linke das Neue im Alten vorbereiten. Bei sowas wie dem Mietshaussyndikat geht's halt nicht nur darum Wohnungen dem Markt zu entziehen, das könnte man auch anders organisieren, sondern gleich lokale Entscheidungsgremien zu erschaffen damit sich Leute daran gewöhnen dass sie mit ihren Nachbarn selbstverantwortlich was anpacken können. Sie überhaupt kennen. Jeder Wohnblock ein Rat das hat doch schon mal was, darauf kann man aufbauen. Da merkt man dass es nicht von der SPD kommt die denken halt staatstragend. Und, vor allem: Wir haben im Moment ein System in dem man sowas machen kann, ja vom Rechtssystem geschützt wird, wenn man die Verträge und Satzungen nur richtig schreibt. Ich kann Zweifel nach dem Schema, "nach deiner Revolution, geht das dann auch noch" sehr gut verstehen.
Die real existierende Soziale Marktwirtschaft leider schon. Klar kann man argumentieren das das theoretische Model nicht zwangsläufig darauf angewiesen ist, aber das macht der Author nicht, sondern sagt ganz explizit das alternative Systeme mit dem jetzigen Konkurieren mussen, blendet dabei aber komplett aus auf was für Fundamenten das System steht und wie wenig Nachhaltig es ist.
Ich bin allerdings bei dir das es wenig Sinn macht das bestehende komplett abzureißen. Ist halt ne koloniale Altlast mit der wir irgendwie umgehen müssen.
Die Situation des "Bundesaktionärs" haben wir schon in Ansätzen: Deutsche Telekom, Deutsche Post, Lufthansa gehören anteilig dem Staat. Wenn man Länder und Kommunen mitzählt kommen auch einige Energie-Unternehmen dazu.
Die Deutsche Bahn zählt nicht, glaube ich, weil sie zu 100% dem Staat gehört. Ziel nach dem Artikel soll aber nur 51% sein.
Kleine Korrektur: der Staat ist kein Anteilseigner der Lufthansa, das war nur kurz während Corona und die Aktien wurden 2022 (übrigens sogar gewinnbringend) vollständig veräußert.