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Kann das wer erklären?

Warum sind die meisten Menschen auf der Seite der Unternehmen, wenn ich beim Thema Mindestlohn, im Kontext von Inflation, darauf hinweise, dass diese genug Geld haben, um ihre Mitarbeitenden zu bezahlen.

Meist kommen sie dann mit dem „Aber die kleinen Unternehmen, wie Bäcker und im Bau!“ Jaja das kleine Unternehmen Geschwätz, dann kostet das verdammte Brötchen halt mehr Geld, immer noch besser als noch mehr Menschen an der Tafel.

Und nur mit steigendem Lohn bekämpft man gezielt die Symptome von Inflation.

(Ich hatte diese Meinung auf einem Twitch Kanal, wo über das Thema geredet wurde geteilt, alle empfanden mich als „verwirrt“ und ich wurde gesperrt)

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36 comments
  • dann kostet das verdammte Brötchen halt mehr Geld,

    Da hast du deine Antwort schon.

  • Neoliberale in Deutschland haben es erfolgreich geschafft das die Mehrheit der Gesellschaft glaubt das der Staat schlecht ist und nur der "freie" Markt weiß was gut ist
    ja sogar den Mythos der Lohn-Preis-Spirale hoch hällt obwohl seit Jahrzehnten Reallohnverluste die Realität sind

    So bekommt kaum einer (auch nicht die Wettbewerbsbehörde die von der Politik abgeschwächt wurde) mit das durch einen Preisschock plötzlich eine Gierflation von den Unternehmen aus geht
    der Verbraucher kann dagegen dagegen kaum einfach was anderes billigeres kaufen wenn es um Grundbedarf geht

    hier empfele ich das Wirtschaftsbriefing das wöchentlich auf dem Jung & Naiv Kanal gestreamt wird

  • Ich bin mir nicht sicher, dass mehr Lohn Inflation bekämpft. Versteht mich nicht falsch, ich bin auch der Meinung dass Lohn (automatisch) an die Inflation gekoppelt sein sollte, aber wenn mehr Geld da ist und die Leute auch teurer werdende Produkte mehr kaufen, dann kann es schon sein dass alles noch teurer wird (wenn auch nur aus reiner Profitgier).

    Im Hinblick auf die aktuelle Inflation, bzw die "Corona" Inflation:
    Ich bin der Meinung dass hier ganz viel keine "Inflation" war, sondern reine Profitgier von großen Unternehmen. Das hat man ganz schnell daran gemerkt, dass die Unternehmen fleißig die Preise angezogen haben weil das Öl teurer wurde, aber als der Ölpreis stagnierte und anschließend sogar wieder gefallen ist, die Benzin Preise trotzdem weiter angestiegen sind...

    (kleiner disclaimer: nur Meinung, kein Wissen (höchstens Internet wissen) und kein Ökonom)

    • Das wichtigste ökonomische Prinzip in dem Kontext ist, das Geld keinen absoluten Wert hat. Der Wert ist einerseits relativ zur Zeit und andererseits relativ zwischen den Produkten.

      Produkte wie Nahrungsmittel, Haushaltswaren, Endenergie & co. werden hauptsächlich aus Löhnen bezahlt. Hier bedeutet eine starke Teuerung vor allem eine Abwertung der Lohnarbeit, wenn die Löhne nicht mitziehen. Davon profitieren Leute mit Kapitaleinkommen, da z.B. Immobilien nicht so teuer werden oder sogar im Preis sinken, weil Lohnarbeiter sie nicht mehr bezahlen können.

      Die vermeintliche Lohn-Preis-Spirale ist v.a. eine Gefahr für Kapitaleigentümer. Denn dann kann man nicht die Profite beliebig hochziehen, sondern muss eine Balance zwischen Preis- und Lohnsteigerungen finden. Und die wird auch kommen, weil die Leute essen müssen und ein Dach über dem Kopf brauchen.

      Die Lohn Preis-Spirale ist eine Umvertrilung von oben nach unten, weil dann die Immobilie und der Oldtimer weniger Brötchen wert ist als davor. Während sich für den einfachen Lohnarbeiter das Verhältnis Brötchen zu Lohn nicht groß ändert.

      • Die Lohn Preis-Spirale ist eine Umvertrilung von oben nach unten, weil dann die Immobilie und der Oldtimer weniger Brötchen wert ist als davor. Während sich für den einfachen Lohnarbeiter das Verhältnis Brötchen zu Lohn nicht groß ändert.

        Das klingt sehr plausibel und gut. Nur trifft das vermutlich nicht auf die zu die Gierig die Preise hochtreiben oder?

    • Ich bin mir nicht sicher, dass mehr Lohn Inflation bekämpft

      Höhere Löhne sollen auch nicht die Inflation an sich bekämpfen sondern die Kaufkraft bzw Reallöhne der Arbeitnehmer erhalten.

      • Und nur mit steigendem Lohn bekämpft man gezielt die Symptome von Inflation.

        Das hat OP geschrieben und darum ging es mir

  • Weil die meisten Menschen entweder selbst aus dem Fordismus kommen oder zumindest ihre Eltern dort gelebt und es deshalb beigebracht haben und dieser trickle down Effekt und Aussagen wie “je besser es der Wirtschaft geht, desto besser geht es uns” damals auch tatsächlich ein Fünkchen Wahrheit hatten. Zumindest genug Wahrheit, dass der Durchschnittsmensch sich nicht um mehr kümmern musste. Was die Leute aber in ihrem Denken noch nicht verinnerlicht haben ist, dass der Fordismus und der Wohlfahrtsstaat seit Jahrzehnten vorbei sind und der Neoliberalismus in welchem wir jetzt leben einfach nur auf perfideste Art und Weise versucht den unweigerlichen Untergang für die Reichen so weit wie möglich hinauszuzögern. Koste es was es wolle. Stattdessen sehen die Leute das alles jetzt als eine Niedrigphase, die halt irgendwann mal kommen musste aber auch wieder vorüber geht. Und statt deshalb das dahinterstehende Grundproblem, den Kapitalismus, zu bekämpfen, versuchen sie höchstens durch Wahl der CDU oder AfD was zu verändern.

  • Ich vermute, dass viele Menschen selbst einen eher schlechten Lohn/Gehalt haben, der nicht besonders weit vom Mindestlohn entfernt ist. Wenn sich nun der Mindestlohn erhöht, dann verringert sich der (relative) Lohnabstand; der eigene Lohn wird dadurch in den Augen dieser Menschen entwertet. Aus diesem Grund sind viele Leute dann gegen die Erhöhung des Mindestlohns und stellen sich somit vermeintlich auf die Seite der Unternehmer, die natürlich auch gegen eine Erhöhung des Mindestlohns sind - nur aus anderen Beweggründen.

    Auf der anderen Seite wird dann argumentiert, dass das Brötchen oder andere Dienstleistungen dann explitzit wegen der höheren Löhen teurer werden - und auch teurer gemacht werden, wobei ich vermute, dass dann da noch mal extra was draufgeschlagen wird neben den üblichen Preistreibern Corona/Krieg/Energiekosten.

  • Ich finde dich nicht verwirrt, ich denke immer so. Meist sage ich dann nichts, da ich keine Lust auf Auseinandersetzungen habe.

    Die Leute, denke ich, wollen nicht viel zahlen und ich denke mal, das kann man verstehen. Nur oft denken die dann nicht weiter, dass die, die dort arbeiten, gerne leben wollen. Nur soweit denken die nicht.

    Mich stört der Mindestlohn, denn für mich suggeriert der das Arbeiten nichts wert ist. Es gibt so viele Berufe, die wichtig sind und gerade mal den Mindestlohn haben.

  • In Texas wird gerade per Gesetz das Recht auf Arbeitspausen abgeschafft. Das machen Politiker die versprechen alles billiger zu machen. Das beide Dinge für diese Art Politiker zusammenhängen haben die Wähler noch nicht kapiert.

  • weil die Leute Sklaven sind und sein wollen, weil sie ihr Leben lang nichts anderes kannten. die Leute wollen auch gar keine wirkliche Demokratie, hast du das schon bemerkt. wenn du denen erzählst dass man seit Erfindung vom Internet längst die Politiker abschaffen könnte und das Volk entscheidet einfach selbst, aka die Staatsform die wir angeblich so hoch gepriesen alle lieben hier, dann sind die auch dagegen und erfinden panisch allerlei Gründe, dass es doch sicherer ist weiter Sklave zu sein und auf nichts einen Einfluss zu haben.

  • Ich kann bei dem Thema nicht so kompetent mitreden, beim Thema Mindestlohn bin ich allerdings auch zwiegespalten. Verdienen Kellner, Putzkräfte, Friseure, etc. mehr Lohn? Ja, tun sie.

    Aber auf der anderen Seite kommt es mir so vor, dass ein neuer Mindestlohn vielen Restaurants und Unternehmen schon wieder eine Ausrede gibt, kräftig an der Preisschraube nach oben zu drehen und zwar mehr als durch den Mindestlohn verursacht. In allen Restaurants kostet ein Hauptgericht jetzt schon 5-8 Euro mehr als vor Corona, Getränke 2 Euro mehr (ja, natürlich weiß ich, dass der Mindestlohn nicht die einzige Ursache ist). Auswärts essen wird immer mehr zum Luxus.

    Dasselbe beim Friseur, ich zahle jetzt genau das Doppelte wie vor Corona. Aber dadurch macht der Friseur an mir nicht mehr Umsatz, weil ich jetzt halt auch nur 1x im Monat statt 2x im Monat dort hingehe.

    TLDR: Mindestlohn zweischneidiges Schwert. Unternehmen erhöhen Preise, es wird weniger konsumiert. Was unterm Strich für alle rauskommt, vermag ich nicht zu sagen.

    • In allen Restaurants kostet ein Hauptgericht jetzt schon 5-8 Euro mehr als vor Corona, Getränke 2 Euro mehr (ja, natürlich weiß ich, dass der Mindestlohn nicht die einzige Ursache ist). Auswärts essen wird immer mehr zum Luxus.

      Das Problem bei dem Thema ist, dass darüber nur dann berichtet und diskutiert wird, wenn der Lohn der Arbeiterschaft seine mickrige Auswirkungen zeigt. Dass der Berliner Döner heute 3x so viel kostet wie vor 15 Jahren, hängt eben wesentlich damit zusammen, dass die Miete für die Dönerbude heute schlichtweg auch das fünffache kostet und man diese rapide Spirale einfach laufen lässt, während beim Lohn der Armen ein Fass aufreißen will.

    • Naja anständig bezahlte Jobs kosten halt Geld. Das ist wie die Diskussion ums Fleisch. Ein ordentlich gehaltenes Tier kostet halt ganz schön viel Geld im vergleich. Das ist Luxus, das war vor ner ganzen Weile auch Luxus und es sollte auch Luxus sein, wenn man sich anschaut wie viele Rohstoffe für die Tierhaltung erforderlich sind. Selbiges gilt beim Essen gehen. Man bezahlt Leute einen zu bedienen, zu kochen und aufzuräumen. Das ist Luxus.

    • Dann kannst du doch zu dem Friseur gehen, der nur die gestiegenen Lohnkosten weitergibt, und nicht zusätzlich seinen eigenen Gewinn mitverdoppelt. Soweit die Theorie in der Marktwirtschaft. Wenn jedoch alle Friseure das gleichzeitig machen, sind direkte oder indirekte Preisabsprachen involviert. Denen kann man aber nicht am Mindestlohn begegnen, sondern nur mit einem ordentlichen Kartellrecht und einem leistungsfähigem Kartellamt.

      Wenns nicht wegen dem Mindestlohn ist, dann ist es wegen der Energiekosten, und wenns nicht deswegen ist, dann eben weil alles teurer wird, und wenns das nicht ist, dann liegts daran, dass der Friseur ja einen Azubi mehr hat, dessen Ausbild ja soo teuer ist.

      Eine Ausrede findet sich immer.

  • In Ö wird wie ein Gebet wiederholt "gehts der Wirtschaft gut, gehts uns allen gut" und während das auch manchmal sarkastisch fällt, kommt mir durchaus vor, dass das viele sehr ernst nehmen und sich deshalb auf die Seite der Unternehmen stellen. Bzw. die Medien schreiben auch oft aus dieser Perspektive oder zitieren eben Vertreter der Wirtschaft, was die Meinungen der Leser beeinflusst.

  • Sowas hängt meistens sehr vom speziellen Twitch-Kanal ab - die Leute in einem Twitch-Chat sind nicht repräsentativ für ihre Altersgruppe in Deutschland, sondern sie folgen einem bestimmten Streamer und teilen meistens mehr oder weniger seine Meinung. Dessen Gebahren beeinflusst außerdem stark die Diskussionskultur (auch, weil er ja seinen Moderatoren sagt, wie sie moderieren sollen).

    Hängt außerdem oft stark davon ab, ob die Leute selbst Mindestlohn verdienen bzw. wie weit über dem Mindestlohn ihr Verdienst ist.

  • War das ein bekannter Twitch-Kanal?

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