Die Bilder hessischer Überwachungskameras sollen künftig automatisch live nach bestimmten Personen durchsucht werden. Und die Bundes-CDU fordert eine derartige biometrische Fernidentifizierung an deutschen Bahnhöfen.
Der automatische Abgleich wäre ein schwerer Eingriff in die Persönlichkeitsrechte Unschuldiger. Ein Test am Berliner Südkreuz erbrachte 2017/2018 eine Falsch-Positiv-Rate von etwa 0,1 Prozent. Das heißt, von 1.000 Passant*innen löst eine aus Versehen Alarm aus. Allein auf den 5.400 Bahnhöfen der deutschen Bahn bewegen sich allerdings täglich etwa 21 Millionen Menschen – das heißt durchschnittlich alle vier Sekunden würde jemand Opfer einer unbegründeten Ausweiskontrolle oder sogar Leibesvisitation.
Super. So wird effektiv das gesamte Polizeipersonal für anlasslose und sinnlose Personenkontrollen gebunden, und kann nicht mehr für die Aufklärung und Prävention von Straftaten eingesetzt werden.
Bonuspunkte, weil das "Fangen" nach so einer Markierung im Berufsverkehr auch nicht so trivial ist. Als nächstes folgen dann Drehkreuze zwischen alle Bahnsteigen...
Moment, heißt das, dass es bei 1000 Personen, die aufgezeichnet werden zu einem falschen Positiv kommt? Nicht, dass bei 1000 Positiver 1 Fehlschlag dabei ist? Wirklich?!
Jain, sinngemäß stimmt es. Der Bericht ist aber öffentlich.
Was drin steht ist die "Falschakzeptanzrate". Also
Beispiel:
Innerhalb einer Stunde werden drei Personen durch das Gesichtserkennungssystem
falsch erkannt, wobei insgesamt 1.000 Personen detektiert wurden, die nicht in der
Referenzdatenbank erfasst sind: Die FAR beträgt - bezogen auf diese Stunde -
0,3%
Im Ergebnis lieferten die Gesichtserkennungssysteme im Teilprojekt 1 "Biometrische
Gesichtserkennung" in der 1. Testphase im interkonnektierenden Betriebsmodus
eine Trefferrate von mindestens 76,7 % und maximal 94,4 %. Dabei lag die Fehlerra-
te lediglich bei 0,67 %. In der Testphase 2 lieferten die Gesichtserkennungssysteme
im gleichen Betriebsmodus eine Trefferrate von mindestens 80% und maximal 98,1%
bei einer vergleichsweise geringeren Falschakzeptanzrate von 0,34%.
Fairerweise sollte man erwähnen dass 2017 schon 7 Jahre her ist und die Entwicklungen zwischenzeitig astronomisch groß waren. Aber selbst bei einer vertausendfachung der Genauigkeit bei 21.000.000 Menschen am Tag 21 Menschen als falsch positiv erkannt werden.