Männer bauen Unfälle, Männer vergiften die Umwelt, Männer bremsen die Verkehrswende aus? Der Ökonom und Männerberater Boris von Heesen nennt Fakten: Warum Fortschritt in der Mobilität wirklich eine Geschlechterfrage ist.
Sehr interessantes Interview. Ich weiss nicht ob die Interviewerin hier bewusst "provizierende" Fragen gestellt hat, aber das liest sich etwas agressiv. Auf der anderen Seite sind das bestimmt die Vorwürfe die die Position des Interviewten im "echten Leben" vom Stammtischpublikum zugeworfen kriegt. Das ganze hat so ein bisschen die Resonanz aus dem Buch "Unsichtbare Frauen".
So kann sich eine weibliche Kultur etablieren. Frauen haben durch ihre Sozialisation und ihre Lebensumstände eine andere Perspektive auf Mobilität. Sie haben die Sichtweisen von Kindern und Menschen, die kein Auto fahren, besser im Blick. Meine Hoffnung ist, dass mehr Frauen in der Autoindustrie nicht einfach weiter große, laute und schwere Autos bauen.
Ergibt schon Sinn, klingt aber beim ersten Lesen fast merkwürdig sexistisch. Ich finde das geht bei dem Thema auch häufig unter: Wie kann man der (hauptsächlich) männlichen Bevölkerung eben diese Perspektive näher bringen. Und da geht es um viel mehr als um die Position der Frau in unserer Gesellschaft in meinen Augen, sondern darum welches Verhalten grundlegend in unserer Gesellschaft bewundert und belohnt wird. Dieses Verhalten ist halt genau das Gegenteil von Rücksicht und Empathie.
sondern darum welches Verhalten grundlegend in unserer Gesellschaft bewundert und belohnt wird. Dieses Verhalten ist halt genau das Gegenteil von Rücksicht und Empathie
Da könntest Du an was ganz großem dran sein.
Kleiner Datenpunkt aus meiner persönlichen täglichen Erfahrung: Mein Weg zur Arbeit führt an 2 Schulen vorbei. Da ist jeden Morgen riesen Verkehrschaos, wenn die ganzen Helikoptermuttis mit ihren dicken SUVs einfliegen, mitten auf der (Hauptverkehrs-) Straße unvermittelt per Vollbremsung keine 5 Meter vor der Fußgängerampel anhalten, ihre verzogenen Gören auf der straßenzugewandten Seite aus dem Stadtpanzer aussteigen lassen, ihnen dann noch bei sperrangelweit aufgerissenen Türen liebevoll mitten auf der Fahrbahn den Schulranzen aufsetzen, die Klamotten zurechtzupfen und sich ausgiebig verabschieden, um danach, natürlich ohne zu blinken und zu gucken, ob jemand kommt, wieder unvermittelt loszufahren. (Während ihre wohlerzogenen Goldkinder ohne zu gucken über die Straße rennen) Das muss diese inhärent weibliche Empathie sein, die die Sichtweise der Kinder und anderen nicht-Autofahrer im Blick hat, die sie dabei regelmäßig fast überfahren.
Davon kann ich auch ein ganz großes Lied singen, geht uns hier genauso. Wohne in einem Wohngebiet, aus dem nur eine Straße hinaus führt. Was dann folgt ist eine ungefähr 250 Meter lange Straße mit Parkflächen rechts und links, drei(!) Schulen und eine Berufsschule.
Zwischen 7:30 und 8:00 sowie 13:00 Uhr ist es eine Qual, hindurch zu fahren (und laufen). Immer wenn möglich vermeiden wir es, zu dieser Zeit loszufahren, da genau das eintritt, was du beschreibst: Helikoptereltern ohne Rücksicht auf Verluste mit mangelnder Kompetenz zur Fahrzeugführung. Blinken? Optional. Wenden? Geht überall! In zweiter Reihe parken obwohl viel zu eng? Na logisch. Parken im Parkverbot, sodass sämtliche Sicht versperrt ist? Kavaliersdelikt.
Was die meisten für Autos fahren, muss ich wahrscheinlich nicht erklären. Das Klischee der Muttipanzer bestätigt sich dort jeden Tag.
Da sind aber nicht nur Frauen, sondern auch genug Männer dabei.
Viele fahren mit ihren Kindern sogar bis in den Pausenhof (kein Witz) und lassen dort ihre Kinder raus. 250 Meter Schlachtfeld jeden Tag. Sogar die Polizei weiß das, kann aber anscheinend nichts dagegen tun oder wollen nicht, keine Ahnung.
Ich finde es auch etwas naive. Vom Auto als Statussymbol abgesehen ist es in meinem persönlichen Umfeld ehr so das die Frauen große und schwere Autos bevorzugen, mit argumenten wie da sitzt man höher und sieht besser (was falsch ist, aber so ist das Argument oft), ist sicherer, oder da muss ja die ganze Familie reinpassen, oder man will ja auch mal nen Anhänger ziehen können usw. Solche Argumente sind ehr selten von Männern die oft eigentlich nur einen bequemen Einsitzer haben wollen und von nem kleinen unpraktischen Cabrio träumen.
Was der Artikel hier auch etwas durcheinander wirft ist welches Geschlecht fährt und auf welches Geschlecht Autos zugelassen sind. Ich kann mir vorstellen, dass in den höher motorisierten Klassen es auch weiter verbreitet sein könnte, dass das Auto auf den Mann zugelassen ist unabhängig davon, wer damit fährt.
da sitzt man höher und sieht besser (was falsch ist, aber so ist das Argument oft)
komisch, die meisten Frauen, die ich in fetten SUVs rumfahren sehe, haben ihren Sitz so beschissen eingestellt, dass sie kaum übers Lenkrad gucken können.
da muss ja die ganze Familie reinpassen
Das ist halt auch eher ein Argument gegen SUV und für einen Kombi, denn SUVs haben wegen der großen Räder einen wesentlich kleineren Innenraum als ein Kombi. Dazu haben die bedingt durch ihr hohes Leergewicht oft eine erschreckend geringe Zuladung.
Anhänger ziehen können
Was jedes andere ausreichend große Auto auch kann. Das muss nur schwer genug sein, um für die benötigte Anhängelast zugelassen zu sein, also für einen kleinen Anhänger reicht evtl. auch der Kleinwagen, und je nachdem, was man wie oft wohin ziehen will, sollte der Motor ausreichend dimensioniert sein, sonst macht man sich nur vorzeitig die Kupplung kaputt.
Hatte mal nen Bekannten aus Kalifornien der auch sagte "es ist gut, dass jeder auf ein auto angewiesen ist. Die daraus entstehenden Kosten helfen der Wirtschaft!" Er ist 17