Ehrlich gesagt verstehe ich nicht wieso die Inhalte nicht auf bereits vorhandenen Plattformen oder unter ebensolchen Dächern erscheinen. Bei irgendeinem linken Medium wäre bestimmt noch Platz gewesen. Infrastruktur wie der rechtliche Rahmen, Kontakte zu vor- und nachgelagerten Betrieben wie Druckereien, physische Arbeitsräume, Kompetenzen in verschiedenen Bereichen (Verlag, Verwaltung, oder weil hier die taz gerade verlinkt ist jahrzehntelange Erfahrungen) gibt es vielfach schon.
Das würde dieses neue Projekt auf wirtchaftlich sicherere Beine stellen und ein wenig Rückenwind ermöglichen. Im jetzigen Zustand wirkt das so leider nur wie ein weiteres Projekt, welches meine Aufmerksamkeit aber leider noch mehr zersplittert. Ich betrachte mich als Zielgruppe, kann mir aber parallelen Konsum finanziell nicht leisten. Und dann wollen die sich auf einem Markt etablieren und halten, auf dem es ganz gewaltig stinkt. Nach Fisch. Vom Kopfe her. Wer, wenn nicht die sollten das doch besserwissen. Aus meiner laienhaften Betrachtung verschärft das unnötigerweise die Konkurrenzverhältnisse nur noch weiter. Ich denke da an das nd, welches in seiner Geschichte schon mehrfach in diesem Wirtschaftssystem auf die Fresse gefallen ist.
Andererseits habe ich nicht das Gefühl, dass für ein weiteres linkes Medium in unsere Medienlandschaft kein Platz wäre, dediziert im Bereich Wirtschaft nochmal deutlich stärker.
In welchem linken Medium würdest du das denn gerne unterbringen wollen? Dass die Taz darüber berichtet (und einer ihrer Kolumnisten an dem Projekt beteiligt ist), ist hier doch schon ein wunderbares Beispiel. Die betrachten sich nach wie vor gern als links, aber lesen tu ich das schon lange nur noch zur Abschreckung, und um mich darüber zu amüsieren (ja, Lachen hilft, wenn es eigentlich zum Weinen wäre...), welche Linken sie gerade mit neo-liberalen Argumenten kritisieren oder welches rechte Framing sie gerade unreflektiert übernehmen (mein Highlight waren bisher die "teuren Steuergeschenke" mit denen die Steuerpolitkpläne der Linken geframed wurden).
Einen Platz in der Landschaft sehe ich auch. Ich freue mich auch über die schon vorhandenen und noch kommenden Inhalte.
Es geht mir aber nicht darum, wo ich die unterbringen würde, sondern wo die jeweiligen Menschen sich aufeinander einlassen und zueinander finden könnten ohne darauf aus zu sein überall eine deckungsgleiche Sicht auf alle Aspekte der Politik beziehungsweise Welt zu haben. Das kann mit der taz sein, beim nd, mit der jungen Welt, mit der Jungle World, mit der analyse & kritik, graswurzelrevolution, contraste, mit dem Freitag, oder oder oder. Das politisch linke Spektrum ist groß und weit, da halte ich es für zunehmend unrealistischer einen Konsens zu finden.
Unter den Beteiligten müsste niemand den eigenen Namen ablegen, sich bei den anderen unterordnen oder sich in der eigenen Position als überlegen wähnen. Eine Kooperation könnte die Art des Wirtschaftens auf eine andere Stufe stellen und wo wenn nicht in der Ablehnung des Kapitalismus sind sich viele Linke immerhin einig.