Skip Navigation

Experiment: Diesel-Zusatzstoff für unsere Pilzzucht?

TL;DR: Urea ist ein großartiges Supplement für Substrate und Kulturmedien!

Hintergrund:

Pilze benötigen, neben einer Energiequelle (z.B. Holz), auch Stickstoff, um zu wachsen. Wenn zu wenig Stickstoff verfügbar ist, leidet das Wachstum darunter, was das Kontaminationsrisiko erhöht, und die Ausbeute wird zudem geringer.

Einige Pilzarten, darunter Austernpilze, verwandeln sich unter diesen Umständen zu Fleischfressern und sondern ein Sekret ab, welches Fliegen anlockt, die dann, zusammen mit ihren Larven, von diesem verdaut werden.

Leider ist das teils nicht nur eklig, sondern schleppt auch sehr viele Kontaminationen an.

Daher verwenden viele Züchter supplementiertes Substrat, beispielsweise mit Getreide- oder Sojaspelzen. Diese Supplementation erhöht den Nährstoffgehalt, jedoch auch das Kontaminationsrisiko, weshalb dieses stets steril gehandhabt und autoklaviert werden muss. Dafür haben viele Züchter aber nicht die Kapazitäten.

Für Agar- und Flüssigmedien wird oft Hefeextrakt oder Pepton verwendet. Hefeextrakt färbt die Lösung stark, und Pepton ist etwas teuer und schwer verfügbar.

Hier kommt AdBlue ins Spiel. Dieses wird normalerweise für Dieselfahrzeuge verwendet, um die Bildung von schädlichen Abgasen zu verhindern. AdBlue ist eine reine 33%ige Harnstofflösung (Urea), die an jeder Tankstelle für 2€/ Liter erhältlich ist. Urea ist eine sehr bioverfügbare Stickstoffquelle, welche auch in der Landwirtschaft als Dünger verwendet wird. Ihr wisst, wo ich hin möchte...

Experimentaufbau:

Agarmedium:

  • es wurden 4 Platten mit unterschiedlicher Urea-Konzentration angefertigt. 0 g/l (Referenz), 0,25 g/l, 0,5 g/l und 1 g/l
  • Grundrezept: 40 g/l Reissirup, 17 g/l Agar, 1l Leitungswasser (Ergänzung: die Menge an Reissirup war zu viel, hab sie nun für zukünftige Rezepte halbiert)
  • die Platten wurden mit Austernpilz-Kultur beimpft (gleich große Agar-Transfere eines frischen Klons)
  • die Platten wurden regelmäßig gecheckt und fotografiert
  • und dann das Wachstum verglichen (Aussehen und Größe des Myzels)

Substrat:

Es wurden auf 1 kg Trockenmasse (Hartholzpellets) 25 g Gips, 2,5g Urea und 2l Wasser gegeben.

Die Referenz war identisch, nur ohne Ureazusatz.

In den Eimer (Gesamtinhalt: ca. 3kg) wurden ca. 500g Grainspawn gegeben und dieser zum Bewachsen warm gelagert.

Ergebnisse:

Agar (nach einer Woche):

Imgur, 1 Woche

  • Referenz: wenig sichtbares Wachstum, Myzel sieht sehr schwach aus. Hauchfeine, fast unsichtbare Häärchen.
  • 0,25 g/l: bestes Wachstum. Sehr schnell und dicht
  • 0,5 g/l: ähnlich wie 0,25 g/l
  • 1 g/l: sehr kräftiges/ dichtes Myzel, aber langsames Wachstum

Nach 2,5 Wochen:

Imgur, 18 Tage

Wie nach einer Woche, nur stärker (Referenz ist inzwischen sehr mit Luft-Myzel zugewuchtert, 0,25 sieht top aus, 0,5 ähnlich, 1 g/l wenig Wachstum)

Substrat:

Eimer ist nach nur wenigen Tagen fast vollständig durchwachsen Imgur, 3 Tage; nach einer Woche vollständig. Imgur, 1 Woche

Nach 2 Wochen wurde er zu einem soliden, weißem Block. Normalerweise dauert das fast einen Monat bei mir!

Ertrag:

werde ich später als Update posten bzw. bearbeiten

Normalerweise dauert es bei mir ca. einen Monat, bis die ersten Pins erscheinen. Bei den supplementierten Eimern scheint es bisher, etwas länger zu dauern. Er sah bisher noch nicht ganz danach aus, als würden Primordien erscheinen.

Die Referenz bildet bereits die ersten Flecken, die auf baldiges Fruchten hindeuten.

Update 1, wenige Stunden nach Veröffentlichen des Posts:

Es haben sich, tatsächlich nach nur 16 Tagen (!) die ersten Pins am Urea-Eimer gebildet! Imgur, Eimer nach 16 Tagen

An der Referenz waren bisher noch keine zu sehen! Auch keine Primordien. Das dauert vermutlich noch ne Woche oder so...

Weiterführende Gedanken:

  • Harnstoff hat einen eindeutigen positiven Effekt auf das Wachstum, werde es als Additiv (1 ml/l AdBlue/ 0,3 g/l Harnstoff) in Agar- und LC-Medien benutzen
  • mehr ist nicht gleich besser
  • Effekt aufs Substrat muss noch bestimmt werden
2
2 comments