Der Parabelritter erklärt das eigentliche Problem in der Agrarpolitik: Die Abschaffung von Familienbetrieben war über Jahrzehnte politisch gewollt und der Bauernverband mischt kräftig mit.
Mensch jetzt hab ich schon so viel in den Titel gepackt bleibt ja gar nichts mehr übrig für hier.
Vielleicht sollte man auch mal aufhören, so zu tun, als ob der familiengeführte Bauernhof ein realistisches Modell für die Zukunft ist.
Landwirtschaft braucht hohe Investitionen über lange Zeithorizonte, auf sehr große Flächen verteilt und mit sehr viel Fachwissen. Es ist absurd anzunehmen, dass Bauer Knut, seine Frau und sein Sohn das machen. Entweder der Betrieb ist gnadenlos ineffizient oder Knut führt de facto ein kleines Unternehmen, womit es dann aber eigentlich auch nicht mehr ein Familienbetrieb ist als Bosch.
Wollen wir Effizienz um noch mehr zu exportieren oder eine Landwirtschaft die sich in die Landschaft einfügt, sie hegt und pflegt, und dabei ausreichend abwirft? Wollen wir dass es auch in Zukunft noch Dörfer gibt oder das die aussterben?
Und ist das vielleicht nicht fünf, zehn Cent pro Liter Milch mehr wert?
Oder, anders gesagt: Bitte jetzt nicht das Landwirtschaftsministerium an die FDP vergeben. Die CDU hat schon genug angerichtet.
Wollen wir 10 Milliarden Menschen ernähren oder nicht?
Im Übrigen heißt Effizienz ja nicht, tonnenweise Müll in den Boden zu kippen, damit der in 10 Jahren tot ist. Sondern es kann zB heißen, dass man über genug Land verfügt, um bessere Landmaschinen zu kaufen. Oder dass man in der Lage ist, mehrere Sorten Weizen anzubauen, um sich gegen schlechtes Wetter abzusichern.
Milch sollte dafür auch nicht der Maßstab sein. Milch wird schlicht überproduziert. Es gibt mehr Milch in Deutschland, als wir brauchen. Warum sollte mir diese Überproduktion etwas wert sein?
Ich weiß nicht genau. Wenn wir die große Energievernichtung durch Fleisch und Milch sein lassen und das Soja, Getreide und den Mais selber essen, haben wir jetzt schon genug Nahrung um alle Menschen satt zu bekommen (zu faul Quelle zu suchen). Außerdem werden riesige Flächen frei, die wir nicht mehr bewirtschaften müssen. Die können wir der Natur zurück geben, verwalden lassen um CO2 zu binden, als Naherholungsgebiete nutzen, Wölfe und Büffel ansiedeln, das passiert auch bereits und ist im Half-Earth Projekt super schön zuende gedacht.
Unsere Nahrung könnten wir, angeleitet von Profis, gemeinschaftlich, solidarisch anbauen, ohne riesige Maschinen auf kleinen, effizient genutzten Mischkultur-Flächen. Das ist der Solarpunk-Ansatz, gefällt mir richtig gut. :)
Die Hälfte der Bevölkerung ist depressiv weil wir allein vor Bildschirmen sitzen, Bullshit-Jobs machen, uns nicht genug bewegen und nicht mehr in der Natur sind. Das alles ändert sich, wenn wir uns den Gemüseanbau von den Konzernen zurück holen.
An sich sind Familiengeführte schon möglich. Da kommt es dann halt sehr auf die Betriebsstruktur an(Wo; Was baut man; Eigenfutter; Was für Böden hat man; Wie lange besteht der Betrieb; Haupt oder Nebenberuflich). Bei Hauptberuflich geführten Betrieben spricht man dann natürlich trotzdem noch von Besitz und Schulden in Millionenhöhe, was zwar für die meisten viel ist ist in der Landwirtschaft nicht, da Investitionen ja so getätigt werden, dass diese sich nach spätestens 20 Jahren selbst bezahlt haben sind mehrere Millionen Euro Schulden auch kein großes Drama.
Zum Punkt Effizienz und so. Bloß weil eine Zentralisiertere Landwirtschaft effizienter ist ist es trotzdem Scheiße kleine Höfe systematisch Abzuschaffen. Man entzieht dadurch tausenden von Leuten die Lebensgrundlage und lässt diese mit einem riesigen Berg an Schulden(welche sich von selbst abbezahlen sollten) zurück. Des Weiteren ist eine dezentralere Landwirtschaft flexibler. Ein Betrieb der darauf ausgelegt ist jeden Tag 1000 Kühe zu melken kann nicht von heute auf morgen auf Ackerbau umschwenken, da die Ställe noch abbezahlt werden müssen. Kleiner(oft abbezahlt Höfe) können solch einen Wandel deutlich einfacher und schneller erledigen.