Die Lehrer Bob Blume und Patrick Bronner nutzen KI im Unterricht. Die Bildungsexperten Gottfried Böhme und Ralf Lankau kritisieren das. Wir haben die Kontrahenten zum Streitgespräch gebeten.
Ich weiß nicht, ob es die Aufgabe von Schule ist, alles, was technisch neu herauskommt, auf Teufel komm raus im Unterricht unterzubringen
Meine Grundfrage ist, warum wir es uns von IT-Unternehmen vorgeben lassen, mit welchen Techniken und Werkzeugen wir im Unterricht zu arbeiten haben?
Richtig gute Intro von den contra Leuten um erstmal den goalpost zu verschieben /s
Ja wir wissen alle nicht wie weit KI geht und sicherlich gibt es Risiken wie mit solch generierten Inhalten umgegangen werden muss, aber bitte kann die Debatte mal weg kommen von solchen Argumenten wie “Du wirst ja auch nicht immer einen Taschenrechner dabei haben”
Ja wir wissen alle nicht wie weit KI geht und sicherlich gibt es Risiken wie mit solch generierten Inhalten umgegangen werden muss, aber bitte kann die Debatte mal weg kommen von solchen Argumenten wie “Du wirst ja auch nicht immer einen Taschenrechner dabei haben”
Ich finde aber schon, dass ChatGPT über sowas wie einen Taschenrechner hinaus geht. Wenn ich ChatGPT benutze, erleichtere ich mir nicht nur einen Schritt, ich überspringe eine ganze Menge Schritte komplett.
Nehmen wir z.B. an, ich möchte einen Text mit Pro und Contra Punkten zu einem Thema schreiben. Dann muss ich mich bisher in die Thematik einlesen, ich muss eine gewisse Quellenanalyse vornehmen können, welche Quellen sind sinnvoll, welche nicht. Ich muss die Inhalte selbst analysieren, aufs Wesentliche reduzieren, die Argumente dafür und dagegen herausarbeiten und diese bewerten. Was ist ein starkes Argument, welches ist ein schwaches? Wie muss ich die Argumente gruppieren und gegenüberstellen? In welcher Reihenfolge bringe ich die Punkte? Und am Schluss, was ist meine eigene Haltung dazu, welche Punkte überzeugen mich, welche nicht?
Das sind aber nicht nur die Punkte einer Erörterung in Deutsch, das ist im Endeffekt der Weg, wie ich an jede komplexe Problemlösung rangehe. Und die Lösung für das Problem kann, abhängig vom persönlichen Umfeld ganz unterschiedlich sein. Wenn ich das alles ChatGPT überlasse, wo übe ich sowas dann im ungefährlichen Umfeld, wo das schlimmste, was passieren kann ist, dass ich ne schlechte Note kriege? Denn ChatGPT kann meine persönlichen Probleme nicht lösen, dazu braucht es zu viele Parameter, die es nicht kennt und bei denen ich gar nicht weiß, dass ich sie eingeben müsste, um eine sinnvolle Antwort zu kriegen.
Es geht ja nicht darum das nur ChatGPT benutzt wird, sondern das der Umgang damit gelernt wird - weil das später einfach Vorteile bringt und wenn du es nicht gelernt hast, wirst du dann halt spätestens im Studium schlechter dastehen als diejenigen die es gelernt haben.
Die Analogie mit Taschenrechnern ist da ganz gut. Du lernst ja trotzdem Mathe, aber eben dazu noch wie man nen Taschenrechner benutzt, und heute müsste man eher scripten lernen weil ganz ehrlich Taschenrechner schon sehr veraltet sind.
Nehmen wir z.B. an, ich möchte einen Text mit Pro und Contra Punkten zu einem Thema schreiben. Dann muss ich mich bisher in die Thematik einlesen, ich muss eine gewisse Quellenanalyse vornehmen können, welche Quellen sind sinnvoll, welche nicht. Ich muss die Inhalte selbst analysieren
All das musst du auch machen, wenn du AI verwendest, weil die AI genau das nicht kann und deshalb manchmal Bullshit schreibt. Dein Job ist dann halt nicht mehr schreiben, sondern korrekturlesen, aber Sachkenntnis brauchst du dafür genauso.
Ich muss die Inhalte selbst analysieren, aufs Wesentliche reduzieren, die Argumente dafür und dagegen herausarbeiten und diese bewerten. Was ist ein starkes Argument, welches ist ein schwaches? Wie muss ich die Argumente gruppieren und gegenüberstellen? In welcher Reihenfolge bringe ich die Punkte?
Wenns dir einfach darum geht, dass du einen Text hast, den du einreichen kannst, kannst du das die AI machen lassen, aber wenn du wirklich die Überzeugungskraft deiner Argumente maximieren willst, solltest du vielleicht auch da etwas eigene Arbeit reinstecken.
Und am Schluss, was ist meine eigene Haltung dazu, welche Punkte überzeugen mich, welche nicht?
Musst du dir diese Arbeit machen? Der Lehrer kann schlecht deine Aufrichtigkeit bewerten.
In den 90ern war Medienkompetenz mit Zeitungen Teil des Unterrichts - natuerlich wurde Fernsehen auch behandelt, aber Zeitungen sind einfacher weil man jedem welche geben kann.
Mein Punkt ist: Medienkompetenztraining fuer die aktuell wichtigen Medien war schon immer Teil der Schulausbildung. Entweder sagen wir jetzt dass wir Medienkompetenztraining nicht brauchen (und nie gebraucht haben) - oder wir muessen es immer an die aktuellen Gegebenheiten anpassen.
Dass letzteres geht sehe ich hier in Finnland wo das an digitalen Medien im Kindergarten startet. Geht halt in Deutschland nicht weil Geraete komplizierter als ein CD-Spieler im Kindergarten die Kinder zu Satanisten machen, oder sowas.