"Es bleibt das große Rätsel, wie Menschen glauben können, Gesellschaften könnten sich nicht an etwas weniger Fleisch, andere Energieerzeugung, vielleicht eine Weile weniger Flüge oder Städte mit mehr Fahrradwegen anpassen, aber problemlos an eine 3 Grad heißere Erde.” (Jonas Schaible)
Wer von Ökodiktatur spricht, hat das Problem nicht verstanden:
Warum ist das ein Rätsel? 3 grad klingt für viele nicht viel und wollen dann auf die anderen Sachen verzichten, "nur weil die Ökos so maßlos übertreiben"
Ich weiss wie er es meint, aber die Wahrheit ist ja, dass das weniger Fleisch essen in der Gegenwart stattfinden muss und die 3° erst in der (sehr nahen) Zukunft. Menschen sind Meister darin Probleme in die Zukunft zu schieben und in der Gegenwart alles zu bekämpfen, was die Bequemlichkeit beeinträchtigt. Menschen werden weniger Fleisch essen und weniger Auto fahren - wenn es 3° heißer ist, das eigene Haus unter Wasser steht, das Fleisch aufgrund der Dürren doppelt so teuer ist und man der Regierung vorwerfen kann, diese hätte nichts gemacht. Sie sind wie gesagt Meister darin die Narration so umzuerzählen, dass sie Abends gut schlafen können.
Ich denke auch ein Problem dabei ist, dass viele Menschen denken 2°C höhere Durchschnittstemperatur heißt halt einfach jeden Tag 2°C mehr und gut ist. Dabei heißt das in der Wirkung z.B. doppelt so lange Dürrephasen gefolgt von dreimal stärkeren Unwettern, und statt 33°C am wärmsten Tag im Jahr nach drei Tagen Hitze eben 42°C nach einer Woche Hitze.
wenn es 3° heißer ist, das eigene Haus unter Wasser steht, das Fleisch aufgrund der Dürren doppelt so teuer ist
IPCC sagt bei spätestens bei +4° wird jede Tierwirtschaft zusammenbrechen weil Ernteausfälle schon das überleben der Menschen gefährden, dann noch verschwenderisch Tiere füttern wird unmöglich.
Wenn 1000 Reiche Fleisch essen wollen, und dafür kostbare Lebensmittel verfüttert werden, und dadurch 1 Million Arme verhungern, dann kann die Entscheidung schon locker fürs Fleisch sein.
Das ist überhaupt nicht ausgeschlossen. Das ist noch nicht mal besonders unwahrscheinlich.
Das ist auch nur eine logische Erweiterung dessen, was heute passiert. Wenn jemand vorschlagen würde, die Bevölkerung solle ein Zehntel weniger Fleisch essen, dann wären die Foren voll mit Morddrohungen und die Bild-Zeitung würde Sturm laufen. Dass für das Zehntel in der Zukunft ein Haufen arme Säue richtig leiden werden, aber auch die eigenen Nachkommen, kann der heutige rücksichtslose Normalmensch offenbar gut ignorieren. Warum sollte er im Jahr 2050 nicht auch prima ignorieren können, dass Arme ganz direkt umkommen für sein Steak? Erhöht nur das Machtempfinden und den Genuss.
Ja, 10-20% der Bevölkerung finden's blöd, und Gerechtigkeit und Menschlichkeit sind was anderes. Aber vielleicht haben die auch ihre Zeit hinter sich, und es kommt eine neue Barbarei.
Ich bezweifle, dass es eine Entscheidung des Einzelnen für 3 Grad und gegen Klimaschutz ist.
Das Fernsehen (Mai Irgendwas) behauptete mal, dass umweltfreundliches Verhalten (Verzicht) auf persönlicher Ebene oder gar auf nationaler Ebene nicht funktionieren kann, weil es keine Regeln gibt, die jeden zum Verzicht zwingen.
Aktuell sieht es so aus, dass man auf persönlicher Ebene verzichten kann, während andere weiter machen wie bisher. Das nutzt zwar auch schon was, fühlt sich aber ungerecht an und motiviert nicht zum mitmachen. (Wieso soll ich, wenn der da nicht auch...)
Ich denke der Fehler liegt schon darin das "Verzicht" Narrativ zu akzeptieren. Viele der Umbauten der Gesellschaft führen auch anderweitig zu einer besseren und angenehmeren Gesellschaft. Verzicht ist es allenfalls bei einigen sehr einfachen Punkten wie z.B. nicht jedes Jahr ein neues Handy oder Fernreisen aber z.B. eine Stadt mit viel weniger Autos oder eine gesunde Ernährung hat auch Vorteile die mit dem Klimawandel recht wenig zu tun haben.
Ja, kann auch positiv sein und kann auch eine Frage der Änderung von persönlichen Gewohnheiten sein (mit nur kleinen Einschnitten. )
Aber nur weil ich in Wolfen (oder Raunheim, oder irgendeinem für Auto optimierten Ort) jetzt mit dem Fahrrad unterwegs bin, macht es die Stadt nicht zur Traumstadt. Das benötigt übergeordnete Regeln und Maßnahmen.
Der Verzicht auf das Eigenheim, dass wegen des Betons nicht mehr möglich ist oder das eigene Auto oder den Flug in den Süden oder auch nur das spanische Obst und Gemüse - das würde ich auch so nennen: Verzicht.
Die Politik wird sich nicht gegen den Willen der Bevölkerung für einschneidende Maßnahmen entscheiden. Wenn die radikale Schnitzelfraktion laut genug ist werden sich Parteien nicht gegen sie wenden, wenn jedoch aus der Bevölkerung die Bereitschaft und Eigeninitiative oder gar der formulierte Willen gegen die Tierindustrie laut wird trauen sich die die gewählt werden wollen auch etwas mehr.
Das ist auch kein Verzicht sondern eine Umstellung, ein Lernprozess. Und eine der wenigen Möglichkeiten Veränderungen in der Gesellschaft anzustoßen.