Der Erfolg des Dirndls als weltweit bekanntes bayerisches Kult-Kleidungsstück ist vor allem den Wallach-Brüdern aus Westfalen zu verdanken. Sie brachten es Ende des 19. Jahrhunderts nach München - und statteten bald allerlei Berühmtheiten damit aus.
Also Vorsicht, wenn wieder jemand bei dem Thema von der Jahrhunderte alten bayrischen Tradition spricht. Dass die Tracht in Mode gekommen ist, ist noch keine 150 Jahre her.
Das ist mit quasi allen "Traditionen" so. Die wurden im 19. Jhd erfunden, um den Nationalismus zu unterfüttern.
Wenn man mal 5min mitdenkt, ist es auch ziemlich bescheuert, anzunehmen, dass selbst das ärmste Völkchen irgendwo in der Pampa oder im siebten Tal nach der letzten Stadt trotzdem "traditionell" mit knallbunten, verzierten, aufwendigen Klamotten auf dem mittelalterlichen Acker steht und die traurigen Reste der Rübenernte aus dem Boden wühlt. Aber trotzdem behaupten die Nachfahren heute überall, dass es bei ihnen eine Tracht gibt, die natürlich vollkommen anders ist, als die drei Dörfer weiter.
Einige Traditionen wurden auch erst im 20. Jahrhundert erfunden, und viele von der Werbeindustrie oder gelegentlich von der Tourismusbranche. Man denke nur an so Dinge wie Diamant-Ringe, Valentinstag, Muttertag, Halloween, den Coca Cola roten Weihnachtsmann,...