Vernachlässigung, psychische Gewalt oder Missbrauch: Deutschlands Jugendämter registrieren immer mehr Fälle von Kindeswohlgefährdung. Laut statistischem Bundesamt gab es 2023 so viele Meldungen wie noch nie - die Dunkelziffer ist hoch.
Die Zahl der Kindeswohlgefährdungen in Deutschland hat im vergangenen Jahr einen neuen Höchststand erreicht. 2023 stellten die Jugendämter bei mindestens 63.700 Kindern oder Jugendlichen eine Gefährdung fest.
Laut Statistischen Bundesamt in Wiesbaden waren das rund 1.400 Fälle mehr als 2022. Das entspricht einem Anstieg von rund 2 Prozent. In Wahrheit dürften die Zahlen aber deutlich höher liegen.
"Da einige Jugendämter für das Jahr 2023 keine Daten melden konnten, ist sicher, dass der tatsächliche Anstieg noch deutlich höher ausfiel", heißt es von den Statistikern. Die Gesamtzahl könnte sogar bei 67.300 Fällen liegen.
Als Mitarbeiter einer Inobhutnahmestelle kann ich euch sagen: Katastrophe. Es ist nicht nur, dass es immer mehr KW-Gefährdungen gibt, es gibt auch keine ortsnahen Plätze für die in Obhut genommenen Kinder und Jugendlichen. Bei uns rufen Jugendämter aus dem Königreich Weit Weit Weg an und fragen nach Plätzen.
Zum Artikel muss man noch sagen: Es ist ja nicht unbedingt schlecht, dass die Zahl hoch ausfällt, denn das kann außerdem bedeuten, dass Frühwarnsysteme und Erkennung der Gefährdung gut funktionieren. Evtl gab es vorher schon so viele Gefährdungen, sie wurden nur übersehen. Zumindest rede ich es damit ein bisschen schön
In den meisten Fällen stellten die Behörden Anzeichen von Vernachlässigung fest (58 Prozent). Bei 36 Prozent der Betroffenen gab es Hinweise auf psychische Misshandlungen. Geringer fielen die Anteile von körperlicher (27 Prozent) und sexueller Misshandlung (6 Prozent) aus.
Die meisten der insgesamt 211.700 Hinweismeldungen kam von Polizei und Justiz. Nur bei einem Zehntel kamen die Hinweise aus den Familien oder von den Betroffenen selbst.