Ich denke nicht wirklich darüber nach, würde mich aber freuen, wenn man das Thema nicht immer geschlechtsspezifisch diskutiert werden würde. Jede Gewalt ist falsch. Allerdings habe ich das Gefühl, dass physische Gewalt immer noch als schlimmer empfunden wird als psychische Gewalt. Ich habe beides erfahren (physische Gewalt jedoch nicht wirklich in der Beziehung) und kämpfe immer noch täglich mit dem emotionalen Missbrauch. Viele Verhaltensweisen, die anderen langfristig psychische Schäden zufügen können, werden leider hingenommen bis normalisiert, während physische Gewalt nicht toleriert wird.
Ja, ich habe auch schon psychische Gewalt erlebt.
Mir fiel es zum Glück leichter diese zu erkennen und die Beziehung zu beenden, ohne das ich davon etwas im ernsteren Sinne mitgenommen habe.
Ich finde das Thema wird meist nur am Rand beleuchtet und das ist deutlich zu wenig, also ja, unterrepräsentiert.
Das liegt aber auch mit an dem aufgebauten Bild des Mannes der keine Gefühle zeigen darf usw.
Unterrepräsentiert, aber nicht auf Kosten des Themas Gewalt gegen Frauen bzw. durch dieses.
Gewalt trifft alle Geschlechter und man sollte da nicht unterscheiden sondern allen Opfern Hilfe anbieten, ohne Stigma oder sonstiges.
Schon gar nicht sollte man eine Neidkultur in "wer ist mehr betroffen" aufbauen und die Geschlechter gegenseitig mit dem Finger zeigen lassen.
Subjektiv habe ich manchmal schon das seichte Gefühl, das Männer verallgemeinernd als Gefahr dargestellt werden und hoffe, das das nicht weitergeht.
So wie nicht alle Frauen verletzend sind so sind es auch nicht alle Männer.
Von Gewalt betroffene Männer mögen bitte über ihre Erfahrungen Sprechen, aber dieses hineingrätschen in andere Debatten (insbesondere dieser) hat doch einen bitteren Beigeschmack… zumal die zahlreichen „aber was ist mit…“ Kommentare absolut keine Seltenheit und ehrlich gesagt nervend und unpassend sind.
„Männer“ und „Frauen“ sind kein Kollektiv, jeder Mensch hat eigene Erfahrungen gemacht und trägt eine individuelle Last mit sich. Lasst uns bitte auch so darüber reden.
Hab' noch nie körperliche Gewalt von Frauen abgekriegt, aber psychische "Spielchen" von meiner Ex. Wird halt von den meisten verniedlicht/vernachlässigt.
ABER:
Das ist, wie ich finde, die gleiche Debatte wie bei "Black Lives Matter" und der Gegenbewegung "All Lives Matter".
Quasi übersetzt: Natürlich ist "Gewalt gegen Frauen" schlimm, aber es gibt "Gewalt gegen alle".
Es sollte halt erstmal denen geholfen werden, die am meisten leiden..und das sind nun mal statistisch Frauen. Und bevor jemand mit Dunkelziffern etc. ankommt: Die gibt es auf beiden Seiten.
Edit: Um auf die Frage von OP noch zu antworten: Nein, da es im Moment für andere Teile der Gesellschaft schwieriger ist.
Es sollte halt erstmal denen geholfen werden, die am meisten leiden…und das sind nun mal statistisch Frauen.
"Die meisten die leiden sind Frauen" und "Frauen sind die die am meisten leiden" sind zwei sehr verschiedene Aussagen die man nicht durcheinander werfen sollte, egal ob eine oder beide wahr sind (dazu möchte ich hier explizit keine Aussage treffen weil wir keine Daten zur zweiten Aussage haben).
ABER: Das ist, wie ich finde, die gleiche Debatte wie bei “Black Lives Matter” und der Gegenbewegung “All Lives Matter”.
Ich finde das sich die Situation hier leicht unterscheidet. Bei "Black Lives Matter" wurde die Debatte durch konkrete Polizeigewalt gegen People of Color ausgelöst. Die jetzige Debatte hingegen wurde durch die neuen Zahlen zur Gewalt in Beziehungen ausgelöst und sollte sich meiner Meinung nach um alle Opfer der Gewalt drehen und die Ursachen bei den Täter*innen beleuchten. Natürlich sind dies hauptsächlich Frauen, aber es sind eben auch immer noch über drei Männer pro Stunde und diese kommen in der Debatte leider gar nicht zur Sprache oder falls sie Angesprochen werden, werden sie meiner Wahrnehmung nach weggewischt.
Natürlich widerspricht das nicht der Tatsache, dass Frauenhäuser unterfinanziert sind, es eine Prävention geben muss oder 4/5 der Täter eben Männer sind, aber eigentlich sollte es eben um alle Gewaltopfer gehen.
Wenn du dachtest, dass Hilfsangebote für weibliche Gewaltopfer unterfinanziert sind, warte bis du siehst, wie unterfinanziert Hilfsangebote für männliche Gewaltopfer sind ...
Eine Person of Colour kommt wegen Polizeigewalt ums Leben. People of Colour werden schon lange unterdrückt und überdurchschnittlich häufig Ziel dieser Agressionen.
Neue Statistiken zeigen, dass überwiegend Frauen von Gewalt betroffen sind. Frauen sind statistisch schon lange überdurchschnittlich oft Ziel dieser Agressionen.
Ähnlichkeiten àla "All Lives Matter":
Aber in den USA werden auch Hellhäutige durch Polizisten erschossen..da sollte man auch drüber reden. Das wird nie thematisiert! Das wird wieder verschwiegen, weil es ja nur Weiße sind!
Aber es gibt auch Gewalt gegen Männder..da sollte man auch drüber reden. Das wird nie thematisiert! Das wird wieder verschwiegen, weil es ja nur Männer sind!
Ich finde es ziemlich schade, dass du komplett der Argumentation von "All Lives Matter" folgst aber nicht erkennst, dass die Debatte quasi die gleiche ist.
Um zuerst mal die Eingangsfrage des Threads zu beantworten: Eher ins lächerliche gezogen.
Und ich ahne irgendjemand wird meinen Kommentar ohnehin wieder in den falschen Hals kriegen oder gar bewusst missverstehen, aber here goes...
Da du BLM ansprichst, wie würdest du eine solche oder ähnliche Überschrift bezüglich der BLM Proteste empfinden?
"Diebstahl, Sachbeschädigung & Raub: Warum tun die Schwarzen das?"
Ist das ein neutrales Statement zu den Ausschreitungen die mitunter stattfanden, maximal reißerisch, oder gezieltes framing?
Würde der Inhalt des Artikels die Überschrift entschuldigen, wenn dieser u.a. auf sozioökonomische Verhältnisse deuten würde?
Sollte man Menschen mit dunkler Hautfarbe die sich dadurch ggf. angegriffen fühlen abmahnen, indem man ihre Reaktion als "Reflex" betitelt?
Ich persönlich finde dieses Thema immer viel zu Geschlechterspezifisch. Ja, jeder hat seine eigenen anderen Erfahrungen. Aber wieso muss man so ein Thema denn noch mit solchen Überschriften befeuern? Wenn man das ganze schon als "Reflex" bezeichnet, dann weiß man doch ohnehin schon, dass das offensichtlich öfter vorkommt. Wieso wohl?
Auf Reddit waren die Reaktionen meist noch viel schlimmer. Wenn da mal ein Faden bezüglich Gewalt gegen Männer aufkam (physisch oder psychisch sei mal dahingestellt), dann gab es eigentlich fast immer solche stark sarkastischen Kommentare wie "och die Armen" oder "Wen interessiert es? Die meiste Gewalt richtet sich trotzdem gegen Frauen." oder gar ganz plumpe Gewaltbefürwortung nach dem Motto "Verdient!".
Wie sollen sich Männer, die ohnehin schon sehr große Schwierigkeiten damit haben ihre Erfahrungen anzusprechen (was auch auf eine sehr große Dunkelziffern deutet), denn fühlen wenn sie derartige Dinge lesen? Um hier mal als Gegenstück einen anderen Vergleich zu bringen, wirkt es auf mich oft so wie wenn in den USA wieder die 5. tägliche Schießerei stattfand, und man doch nun aber BITTE nicht über Waffenregulieren sprechen soll, wo wir doch gerade über all die toten Kinder trauern. Es wirkt einfach eher so als ob man das Thema wegschieben will.
Ich persönlich, als jemand der sowohl physische als auch psychische Gewalt in Beziehungen mit Frauen erlebt hat, würde mich selbst gar nicht daran stören wenn Frauen von ihren Erfahrungen berichten, wenn es gerade um männliche Gewalt geht (da gilt im übrigen mein obiger Punkt bezüglich der Geschlechterfrage genauso). Ich fände es sogar begrüßenswert, wenn beide Geschlechter sich bei dem Thema zusammen austauschen könnten, sofern sie aufgrund ihrer Erfahrungen dazu denn in der Lage sind (und entsprechende safe spaces für diejenige die sie brauchen sind auch völlig valide, sofern sie nicht wie einige Subreddits in Richtung des Männerhasses rutschen), gerade weil ich denke dass solche Erfahrungen eben generell sehr schnell zu sehr sexistischen Ansichten und entsprechend militantem Abwehrverhalten führen können. Aber am Ende haben wir doch alle unter irgendwelchen beschissenen Partner gelitten, und könnten ggf. von einem Erfahrungsaustausch profitieren, oder gar in diesem Prozess lernen / verstehen, dass es eben nicht gleich auf das gesamte Geschlecht übertragbare Ereignisse sind.
Edit: Bezüglich headlines, was ich auch in dem anderen Faden ansprach. Ein anderes Beispiel wären z.b. Headlines bezüglich Fahrradunfällen, wo Fahrradfahrer von Autofahrern erfasst werden, man das ganze aber ständig so framed, als wäre der Fahrradfahrer in ein Auto gebrettert. Man gibt dem Fahrradfahrer so die Schuld an dem Unfall, und nimmt auch noch die Person die das Auto steuerte aus dem Szenario heraus. So bleibt die Schuld ja nur beim Fahrradfahrer.
ABER: Das ist, wie ich finde, die gleiche Debatte wie bei “Black Lives Matter” und der Gegenbewegung “All Lives Matter”. Quasi übersetzt: Natürlich ist “Gewalt gegen Frauen” schlimm, aber es gibt “Gewalt gegen alle”.
Naja, bei "Black Lives Matter" zeigen sich ja gerade Probleme mit der Fokussierung auf die Identität der Opfer. Ich habe allein auf Reddit dutzende Beispiele gesehen, in denen jemandem erklärt werden musste, dass es eben nicht darum gehen soll, dass andere Leben unwichtiger sind, sondern darum, dass das Problem überproportional PoC bestrifft.
Ich gehe also davon aus, dass Kommunikation, die mit dem Problem - der übermäßigen Polizeigewalt - beginnt, weniger oft missverstanden worden wäre, weniger zur Polarisierung der amerikanischen Gesellschaft beigetragen und letztendlich mehr erreicht hätte.
Dass eine effektive Maßnahme gegen Polizeigewalt dann überproportional PoC helfen würde, ist natürlich klar. Genauso wie es klar ist, dass eine effektive Maßnahme gegen physische häusliche Gewalt überpropotional Frauen helfen würde.
Nein, weil eine Gruppe von Menschen die angegriffen wurden öffentlich Unterstützung erfahren fühle ich mich nicht vernachlässigt. Ich finde das Problem wenn Männer geschlagen werden wird zu wenig diskutiert, weil es zu wenig diskutiert wird.
Nein, und ich gehe sogar ganz dreist to weit zu behaupten, dass das eine mehrheitsfähige Meinung ist:
Niemand fühlt sich als Mann von der Debatte über Gewalt gegen Frauen vernachlässigt. Das sind ebenfalls Opfer, die Hilfe brauchen. Männer fühlen sich vernachlässigt, weil sie vernachlässigt werden. Und weil der verzweifelte Versuch wenigsten irgendwo Aufmerksamkeit zu bekommen, dann mit derartiger Polemik beantwortet wird, wie in deiner Frage.
Netter Versuch Opfer gegen andere Opfer auszuspielen!
Netter Versuch Opfer gegen andere Opfer auszuspielen!
Oh wenn das so rüber kam, dann tut mir das leid. Ich habe die Frage schon ernst gemeint und begründe das auch hiermit. Entsprechend nun die Frage warum du diese Frage als Polemik, bzw. ein ausspielen der Opfer gegeneinander empfindest.
Mein Antwort findest du bereits in genau deinem verlinkten Thread:
Aber der Einfachheit nochmal: "Könnte daran liegen, dass die Zahlen klar ausdrücken, dass Gewalt gegen Männer keine Randerscheinung ist, die Beschäftigung mit dem Thema und auch jegliche Hilfestellung aber sehr wohl."
Guck doch einfach in den Thread, den deine Frage ausgelöst hat. Einer der Grundtöne "Gewalt gegen Männer existiert doch praktisch nicht und ist nur eine billige Masche um Gewalt gegen Frauen zu relativieren.", gespickt mit den üblichen aber allgemein als Diskussionsbasis akzeptierten Lügen wie "90% aller Gewalt in Beziehungen gehen von Männern aus!".
Das ist exakt der Stand der Diskussion in Deutschland. Passend dazu gibt es in Deutschland auch bedeutend mehr ganze Frauenhäuser als einzelne Schutzstellen für Männer (Ich finde schon spontan den Artikel von ich glaub 2020 nicht, nachdem die Schutzstellen für Männer allien in NRW massiv aufgestockt wurden und jetzt sogar 2-stellig sind, werd' aber weitersuchen...). Oder um Mal einen weiteren Grundtenor zu zitieren: "Selber Schuld, wenn die keine Freunde haben, auf deren Couch sie übernachten können. Die werden schon wissen, was sie zu Hause falsch gemacht haben.". Vergleich das doch mal mit dem Stand in Sachen Gewalt gegen Frauen... Kommen dir die Parrallelen bekannt vor oder bist du nicht alt genug, um dich an die Mitte des letzten Jahrhunderts zu erinnern?
Oder um mal einen Kriminologen und Soziologen zu bemühen:
Das ist übrigens 20 Jahre alt. Hast du irgendwie das Gefühl, dass sich da der Diskussionsstand heute wiederfindet?
Und was machen wir stattdessen, wir fallen wieder mal auf eine Scheindiskussion herein und fragen uns wie frauenhassende Männer es wagen können, Gewalt gegen Frauen mit ihren empfundenen Wehwehchen herunterzuspielen.
Verdammt nochmal: Wacht auf. Kein einziger Mann, der Gewalt in der Beziehung erlebt, schmälert damit die Gewalt die Frauen erleiden müssen in irgendeiner Weise.
Häusliche Gewalt / Gewalt in der Beziehung ist kein geschlechterspezifisches Problem (das kann dir quasi jeder Soziologe erzählen) und wir müssen endlich aufhören so zu tun. Es gibt lediglich Opfern und Täter und erst in viel, viel späterer Instanz bei der Analyse der Details geschlechtsspezifische Unterschiede. wäre schön, wenn wir mal an den Punkt kommen, in dem die Dunkelziffer nicht mehr der mit Abstand größte Posten ist und deratige Analysen endlich einen praktischen Nutzen haben.
Das ist natürlich schrecklich, kannst du das vielleicht noch genauer beleuchten? Was genau gibt dir dieses Gefühl? Gibt es da explizite Dinge die gesagt werden oder ist es eher der Tenor in der Debatte?
Das Problem ist, dass aus »90% derer, die Gewalt in einer Beziehung ausüben, sind Männer« im Zuge der Diskussion (unüberraschend) ein »90% der Männer üben Gewalt in einer Beziehung aus« wird.
Irgendwie kommt man sich wie in einer Grotesque vor.
Du solltest als Mann nicht allein mit einem Kind in einem Zimmer sein, weil wir sind alle pädophil. Sofern wir bei all den Frauenunterdrückungen und Vergewaltigungen dazu überhaupt noch Zeit finden.
Nachdem du deine Aufgabe als Samenspender erfüllt hast, reicht es ja, wenn du zahlst. Und wenn du schön artig bist, dann kannst du deine Kinder am Wochenende sogar sehen. Es sei denn, die Mutter erzählt wer weiß was, denn ihr wird geglaubt, was immer du nicht widerlegen kannst.
Und wenn die darüber befindende Person eine Frau ist, dann kannst du beim Reinkommen gleich die Tür schließen. Von außen.
Das offen thematisieren kann man nicht, Gehör findet man damit leider nur bei Menschen, mit denen ich echt Nichts zu schaffen haben will, denen, die in der Tat ein völlig gestörtes Menschenbild haben (»ICH FÜTTERE SIE, ICH FICKE SIE!!!« (ja, das ist in der Tat ein Zitat)).
Mag durchaus sein, dass das nur Facetten einer allgemeineren Erscheinung sind. Ich fühle mich schon länger umstellt von Gruppen, die in der selbsternannten Rolle des Opferschützers nur darauf warten, jemanden zu sichten, der nicht in jeder Hinsicht uneingeschränkt ihrer ›Meinung‹ ist, um dann gemeinsam über ihn her zu fallen. Und die Verteidigung der Opfer geschieht nur mit der großen Klappe, womit nicht nur minimaler Nutzen, sondern maximaler Schaden für die Opfer garantiert ist.
So wie die Dinge sich entwickeln, werde ich wohl den Rest meines Lebens als Tierquäler, Umweltvernichter, Rassist, Antisemit, Vergewaltiger und Kinderschänder verbringen müssen, alles so Dinge, zu denen ich keine Neigung verspüre, aber man muss es halt nehmen, wie es ist.