Zum Begriff "Armutsmigration". Was mir das Internet so ausspuckt, ist der Begriff wörtlich zu verstehen, und kein Ausdruck der in rechten Kreisen oder bei Verschwörungstheoretikern irgendwas anderes bedeutet.
Ich kenne den Begriff eindeutig als rechte Dogwhistle die bedeuten soll, dass es quasi keine "echten" asylberechtigten Flüchtlinge gibt sondern die meisten reine Wirtschaftsmigranten sind die das Asylsystem plus Duldung missbrauchen.
Die Aufnahme von Flüchtlingen hat - zumindest für einen Staat, der nicht einen unerschöpflichen Bedarf an Kolonisten für neu erschlossenes Land hat - keinen positiven Effekt. Es ist eine moralisch ehrenwerte Tat, aber sie verursacht Kosten. Entweder finanzielle Kosten für die Integration der Flüchtlinge oder menschliche Kosten sowohl unter den Flüchtlingen als auch unter denjenigen Einheimischen, die mit ihnen zusammenleben müssen, als Folge schlechter Integration. Dass Deutschland und die Schweiz Einwanderung brauchen, hat damit zunächst einmal nichts zu tun, und die Verbindung ist IMO eine reine Nebelkerze; Flüchtlinge werden nur einen geringen Teil des Bedarfs an Arbeitsmigration decken, und nur ein geringer Anteil der Flüchtlinge erfüllt einen Bedarf des Arbeitsmarktes.
Die derzeitige Situation ist in meinen Augen das Resultat von Feigheit. Man scheut die große und sichtbare Grausamkeit, die es bedeuten würde, einen abgewiesenen Asylbewerber in ein Flugzeug zu setzen, das ihn zurück in Armut und Krieg bringt - und nimmt dafür viele andere kleinere oder weniger sichtbare Grausamkeiten in Kauf: Dass die Leute im Mittelmeer ertrinken, bevor sie überhaupt vom Asylsystem erfasst werden können; dass sie einen Aufenthaltsstatus erhalten, der ihnen klar machen soll, dass sie hier unerwünscht sind und sie zu einem Leben in Perspektivlosigkeit und Armut verdammt. Man scheut den Konflikt mit Fremdenfeinden, die sich beschweren, dass "denen alles in den Arsch geschoben wird", wenn der Staat etwas für die Integration von Flüchtlingen tut - aber wenn die Leute dann aufgrund schlechter Integration kriminell werden, hat man keine Hemmungen, den Opfern zu sagen, sie sollen sich nicht so anstellen.
Vielleicht sehe ich das zu schwarz-weiß, aber in meinen Augen gibt es genau zwei Optionen, wie man mit einem Menschen verfahren kann, der an der Grenze ankommt: Entweder man schickt ihn umgehend wieder zurück - oder man behandelt ihn so, als sei er gekommen, um zu bleiben und bemüht sich ernsthaft darum, ihn hier zu integrieren. Auch wenn er selbst beteuert, er wolle ja nicht lange bleiben; vielleicht stimmt es tatsächlich und in einem Jahr ist der Krieg vorüber oder der Diktator gestürzt und er kehrt zurück und der Deutschkurs war für die Katz', aber wenn sich das halt nicht so ergibt und dieser Mensch in zehn Jahren immer noch da ist, ist es besser, er wurde von Anfang an integriert.
In wie vielen Fällen und nach welchen Kriterien man welche der beiden Optionen wählt, ist eine andere Frage, und ich gehe davon aus, eine ehrliche gesellschaftliche Debatte darüber wird ziemlich hässlich werden, aber ich bin der Meinung, der Preis dafür, sich um diese Debatte zu drücken, ist zu hoch.
Ja, die Debatte ist schwierig. Wenn ich sehe, dass es hier gerade 3 Up und 11 Downvotes sind, dann hab ich das Gefühl auch im Fediverse scheut man sich davor.
Also ich hab mir jetzt einen Teil des Artikels durchgelesen und auch mich auf dem Blog umgesehen.
Ich werde hier jetzt keine Maßnahmen aussprechen, aber ich hätte erwartet, dass man mit einem Phd irgendwie besser mit Quellen, Kausalitäten und co umgeht. Hat schon sehr schwach angemutet und wirkt eher wie gehobenes Stammtischpalaver.