Ein Wirtschaftsverband hat alle "Tatort"-Folgen seit 2018 ausgewertet. Das Ergebnis: Am häufigsten sind die Täter Manager. "Grotesk" sei das, sagt Verbandschef Ahlhaus.
Der "Tatort" zeichnet laut einer neuen Auswertung ein völlig verzerrtes Bild von Leistungsträgern, kritisiert Christoph Ahlhaus. Um dem Mittelstand mehr Respekt und Einfluss zu verschaffen, will der Verbandschef jetzt unüberhörbar stören – auch die CDU.
Jaja das ist schon schrecklich wie die Leistungsträger so dargestellt werden.
Mit geilen Häusern, teuren Autos, und mit einem Hang dazu sich bei ihrer Leistung nicht an die Regeln zu halten.
Max, ein lethargischer arbeitsloser Bürgergeldempfänger, starrt auf die Stellenanzeigen, ohne Hoffnung auf Erfolg. Im Hintergrund hängt ein Bild von Lukas Bauer, dem charismatischen Manager und Wohltäter, der die Arbeitsplätze in der Stadt geschaffen hat.
Szene 2:
PARK - NACHT
In einem Schattenreich des Parks lauert Max mit einer zerbrochenen Flasche bewaffnet. Lukas Bauer, der schwere Arbeit leistende Manager, joggt vorbei, nichtsahnend.
Szene 3:
PARK - NACHT
Max sticht heimtückisch auf Lukas ein, raubt ihm seine Wertsachen und lässt ihn blutend zurück. Während Lukas um sein Leben ringt, schleppt Max seine Beute davon, ein Zeichen für die Wertlosigkeit seiner Existenz und den Verlust eines wahren Stützpfeilers der Gesellschaft."
Die Polizei versucht Max zu verhaften, sieht aber davon ab, als dieser unter Einsatz eines landwirtschaftlichen Grossgeräts und tierischen Extrementen seine Grundrechte in gesellschaftlich akzeptierter Manier einfordert
Kritisiert wird allerdings, dass es in TV-Krimis tendenziell immer mehr Leichen gibt, während tödliche Gewaltdelikte seit Jahren tatsächlich rückläufig sind: Gab es 2002 noch 421 vollendete Mordtaten, waren es 2022 nur noch 211.
War mir bislang nicht bewusst dass Fiktion dramatische Ereignisse nur in der gleichen Rate haben darf wie die Realität. Dann sollten wir wahrscheinlich auch mal die dramatisch unterrepräsentierten Toilettengänge ansprechen? Oder die Überrepräsentation von Klempner/Kundin Beziehungen in Pornos?
Wäre doch mal schön einen Krimi zu sehen wo einfach gar nichts passiert. Einfach eine Stunde lang unterschiedliche Schnitte der Protagonisten beim Autofahren und Kaffeetrinken...
Die Zahl der Leichen kann man mE schon kritisieren. Nicht umsonst denken seit Jahren Menschen, dass alles immer krimineller wird, dabei ist das Gegenteil der Fall.
Fand diesen Podcast zur Prägung von Wahrnehmung durch TV Unterhaltung super interessant: https://99percentinvisible.org/episode/you-are-what-you-watch/
Im Prinzip stimmt das wohl, aber das Problem würde ich eher bei den Genres sehen die halbwegs realistisch rüber kommen. Krimis sind ja meist eher extremst primitiv was die Abwechslung der allgemeinen Handlung angeht.
Ich freue mich immer wenn ich beim nächtlichen Zappen auf irgend so einen 'Polizeiruf 110' von 1977 oder so auf RBB stoße, in dem es darum geht, das ständig Material aus dem Lager verschwindet.
Vielleicht geht es ja nur mir so, aber ich finde es immer schwerer, die realen Nachrichten von Satire zu unterscheiden. Beim Lesen der Überschrift dachte ich zuerst, da hat jemand vom Postillon kreuzgepostet oder sowas.
Ich hab's mal aufaddiert. Laut der Statistik vom "Bundesverband mittelständische Wirtschaft" im Artikel sind 39 der 225 Täter Unternehmer/Manager. Das sind ca. 17%.
Die anderen Gruppen sind keine so generischen Berufe. Würde man die Unternehmer nach Brache aufteilen, oder nach Unternehmer, Manager und Selbstständige, sähe es sicher anders aus. Mysteriös ist es auch, wie man z.B. Auftragskiller nicht zu den Berufskriminellen zählt.
Man könnte auch das ganze normieren auf den Anteil der jeweiligen Gruppe in der Gesamtbevölkerung.
Ist ein Auftragskiller nicht irgendwo auch ein Werkzeug? Ich finde es gibt da mindestens noch eine*n weitere*n Täter*in, nämlich die auftraggebende Person.
Danke. Der Tatort war also überhaupt nur für die Aufmerksamkeit, am Ende geht es um was ganz anderes. Klug gemacht, war auch inhaltlich durchaus lesenswert.
Zwei Dinge sind mir in Erinnerung geblieben beim lesen. Einmal, dass ein CDU'ler mal zugibt, dass die Union ein Haufen von Populisten ohne klares Ziel ist, und dieses Work-Life gegen Erfolg stellen. Das ist kompletter Unsinn, auch als Unternehmer der ich bin brauche ich einen gesunden Geist und das geht nicht ohne eine gesunde Balance.
Konkret schaute sich der BVMW "Tatorte" ab 2018 an und kam zum Ergebnis, dass 39 Mal Unternehmer als Täter identifiziert wurden. In 28 Fällen waren es Berufskriminelle, 23 Mal Polizisten, 21 Mal Ehepartner. Nur in einem einzigen Fall sei ein Journalist "überführt" worden und damit genauso selten wie Pfarrer, Waldarbeiter und Arbeitslose. Zuletzt wurden demnach Manager in den "Tatort"-Sendungen "Was bleibt" (Folge 1255) und "Borowski und das unschuldige Kind von Wacken" (Folge 1251) dingfest gemacht.
Laut Polizeistatistik leben Opfer und Täter in echten Mordfällen übrigens in 16,5 Prozent in einem gemeinsamen Haushalt. Über die Berufe der Mordverdächtigen gibt es bundesweit keine genaueren Angaben. In einem Punkt entspricht die Krimiserie jedoch weitgehend der Realität: Von den 256 Mord-Tatverdächtigen "im wirklichen Leben" im Jahr 2022 waren 215 Personen männlich. Im Fernsehen werden in etwa dreiviertel aller "Tatort"-Folgen Männer als Täter überführt. Kritisiert wird allerdings, dass es in TV-Krimis tendenziell immer mehr Leichen gibt, während tödliche Gewaltdelikte seit Jahren tatsächlich rückläufig sind: Gab es 2002 noch 421 vollendete Mordtaten, waren es 2022 nur noch 211.
Da frage ich mich, wie die dann zu der Aussage kommen, es seien nachweislich Unternehmer überrepräsentiert?