Gesundheit, Tierwohl, Klima: Es gibt zahlreiche Gründe, warum immer mehr Menschen Vegetarier sind. Kritiker monieren, dass Fleischersatzprodukte dem Klima ebenso oder gar mehr schadeten als Fleisch. Behauptungen zum Thema Vegetarismus unter der Lupe.
Bei vegetarischer Ernährung fehlt mir irgendwie der Payoff im Vergleich zu rein pflanzlicher (veganer) oder Tierprodukt-reduzierter (flexitarischer) Ernährung.
Ich schätze mal damit ist gemeint, dass die Punkte die Menschen die Fleisch essen immer vorgeworfen werden, auch in der vegetarischen Ernährung enthalten sind. Tierquälerei, Umweltverschmutzung etc.
Der "payoff" bei einer rein pflanzlichen Ernährung wahre eben dass diese nahezu völlig eliminiert bzw. im Vergleich zur vegetarischen Ernährung massiv verringert werden.
Ich ernähre mich seit einigen Jahren vegan und habe davor einige Jahre vegetarisch gelebt und davor eine Weile flexitarisch. Ich fand der Übergang war so um einiges einfacher. Als durchschnittlicher Mischköstler ist es glaub ich eine ziemlich krasse Umstellung, von jetzt auf gleich alle tierischen Produkte vom Speiseplan zu streichen. Man muss sich ja auch erstmal das Wissen aneignen, welche Lebensmittel sich hinsichtlich Geschmack, Konsistenz und Nährwerten durch welche Alternativen ersetzen lassen. In welchem Supermarkt es welche Produkte gibt, die man mag und die zum eigenen Geldbeutel passen. Wo man am besten auswärts essen kann. Was man essen kann, wenn es mal schnell gehen muss usw. Wenn man dann noch zusätzlich versucht, sich regional und saisonal zu ernähren, dann kann der Wocheneinkauf durchaus komplex werden.
Ich finde jeden kleinen Schritt, den jemand in Richtung Veganismus unternimmt eine super Sache und finde man sollte niemanden dafür shamen, dass man ja noch viel mehr tun könnte. Wenn man erstmal anfängt, wird es mit der Zeit von ganz alleine immer einfacher und normaler.
Deswegen finde ich eigentlich auch, dass jemand, der primär vegan lebt, aber hin und wieder mal etwas Fisch oder Fleisch isst, wahrscheinlich besser handelt als jemand, der "streng vegetarisch" ist, aber jeden Tag Milchprodukte isst. Bin generell dafür, dass wir diese Kategorien daher etwas weniger religiös behandeln und lieber darauf schauen, was der tatsächliche Effekt und Sinn des Ganzen ist.
Da sind die Größenordnungen einfach so komplett anders dass das eigentlich nicht stimmt.
Kurz überschlagen gibt eine Kuh ~5000l Milch im Jahr für ungefähr 5 Jahre. D.h. 25000l Milch insgesamt. Eine Kuh gibt ca 200kg Fleisch.
D.h. wenn du mit "hin und wieder etwas Fleisch" etwa 100x weniger Gewicht meinst als jemand der jeden Tag Milch konsumiert dann funktioniert es. Ansonsten kostet Fleischkonsum deutlich mehr Kuhleben als Milchkonsum.
wobei: die Milchkühe werden nach den 5 Jahren auch geschlachtet, und die Kälber, die sie in den 5 Jahren bekommen müssen (denn sonst geben sie eben keine Milch) auch. ganz grob also: 5 Jahre Kuhmilch ergeben 1 geschlachtete Milchkuh + 5 geschlachtete Kälber.
Die durchschnittliche Nutzungsdauer von Milchkühen liegt in der Schweiz bei zirka vier Laktationen, in Sachsen bei 2,6 Laktationen (Stand 2019, was 33,5 Monate Nutzung und etwa 5 Lebensjahre bedeutet[47]) und in den USA bei 1,5 Laktationen.[48]
Ich geb zu, es ist alles nicht so leicht. Wenn jemand wirklich viel Milch konsumiert sind 5l am Tag (durch bspw. Käse) nicht unrealistisch (Durchschnitt ist aber bei ca. 50l im Jahr). Was dann 50g Fleisch am Tag entsprechen würde. Definitv genug für einen Veganer der ab und zu Fleisch isst.
Kuhleben war vlt das falsche Wort, ich meinte eher "Kuhleidensjahre". Persönlich habe ich kein Problem mit der Schlachtung selbst. D.h. eigentlich hängt alles auch noch von der eigenen Moralvorstellung ab.
Milchkühe geben übrigens Fleisch von schlechterer Qualität. Und die Kälber werden für die Fleischproduktion Stand heute sowieso geboren (vermutlich? Weiß nicht genau ob Milchkühkälber dafür geeignet sind).
Danke für die Einordnung. Das mit den Leidensjahren sehe ich auch so. 50g Fleisch am Tag ist deutlich mehr als ich meinte, ich meinte eher sowas wie 50g im Monat, dachte mir schon dass das Verhältnis ansonsten eng wird, aber die genauen Zahlen hatte ich so noch nie gegenübergestellt. Auf jeden Fall interessant, das wirklich mal so quantitativ zu betrachten, ich glaube es gibt mir auch selbst eine Einschätzung über den "Wert" meines gelegentlichen Milchproduktekonsums. Vom Fleisch bin ich eigentlich weg.
Du hast persönlich kein Problem mit der Schlachtung weil du die Kuh weder selber tötest noch selber in der Fabrik am Haken getötet wirst. Du bezahlt an der Supermarktkasse osteuropäische Sklaven, die für einen Hungerlohn mit posttraumatischer Belastungsstörung im Akkord Lebewesen vernichten. Ich habe die Videos angeschaut, die ihr nicht sehen wollt. Das Elend ist unvorstellbar.
Du hast persönlich kein Problem mit der Schlachtung weil du die Kuh weder selber tötest noch selber in der Fabrik am Haken getötet wirst.
Dieser Blödsinn mal wieder.
Ich bin aufm Land aufgewachsen und da wurden auch ab und an noch Tiere geschlachtet. Wir hatten zwar keine Kühe, aber hab schon selbst Hasen geschlachtet. Deswegen wird man nicht Vegan.
Ganz im Gegenteil, Vegan sein ist eher ein Trend unter Städtern die sowas eben nie selbst erlebt haben.
Männlicher Nachwuchs von Milchkühen ist nichts wert, schon alleine die Bezeichnung "Fresser" zeigt das. Werden auch oft einfach so , eigentlich verbotenerweise, getötet weil es nicht wirtschaftlich ist, wie männliche Küken.
Kann ich dich bitten in Zukunft die Formulierung "wer sich hauptsächlich pflanzlich ernährt" zu erwägen?
Ich denke, ich verstehe warum du das wünschst, ich würde aber 3 Dinge dagegen halten
ist "vegan" eine völlig gängige Bezeichnung für rein pflanzliche Lebensmittel, es gibt immerhin auch das "vegan"-Label und nicht das "pflanzlich"-Label
kann jemand, der 2x im Jahr Fleisch und ansonsten rein pflanzlich lebt das trotzdem aus moralischen Motiven machen, nicht jeder findet Fleisch automatisch eklig nur weil er verstanden hat, dass Tiere ausbeuten scheiße ist
ist das genau dieser religiöse Umgang mit den Kategorien, den ich für kontraproduktiv und schädlich halte, weil er nur dazu führt, dass sich Leute, die eigentlich auf der selben Seite stehen, gegenseitig fertig machen, so wie im Ansatz jetzt zB wahrscheinlich du und ich. Konzentrieren wir unsere Energien doch lieber darauf, effektiv Tierleid zu reduzieren, und das gelingt am besten da, wo nicht noch die letzten 2% zum perfekten Veganer rauszuquetschen sind, sondern zB da wo jeden Tag Fleisch gegessen wird und das sinddeutlich mehr Leute.
Ja aber das ist orientiert an der Vegan society die den Begriff geschaffen hat und eine Produkteigenschaft macht nicht den Menschen. Wer ein veganes Produkt konsumiert wird nicht vegan genau wie die Kekse in der Kirche einen nicht christlich machen.
Ich sehe das wohl anders, wenn die Person es nicht nur wegen Geschmack macht kann es Gründe geben, aber eigentlich ist das wie jemand der sich das ganze Jahr gegen Rassismus engagiert es sich verdient hat 1-2 im Jahr aus rassistischen Gründen mal ein paar Ausländer zu schlagen? Man muss ja nicht gleich komplett damit aufhören nur weil man verstanden hat dass es eigentlich scheiße ist. Vielleicht hat man manchmal einfach sozialen Druck in der Gruppe paar Ausländer zu schlagen.
Es ist keine Religion sondern ein philosopher Glaube vermeidbares Leiden nicht zu unterstützen. In GB ist es deshalb auch gleichgesetzt gesetzlich, Angriffe gegen Personen aufgrund ihrer Überzeugung ob Religion oder philosophisch werden dort gleich bewertet Guardian dazu
Wie oft ist es ok für jemanden unnötig Tierprodukte zu konsumieren und sich trotzdem vegan zu nennen? Wir waren bei 2x im Jahr, wie ist es bei 2x im Monat? Oder wenn jemand nur am Wochenende welche isst? Religionen sind da einfacher, die definieren dann halt Bieber als Fisch und alles ist gut.
Wenn alle 90% weniger Ausländer schlagen würden wäre mehr geholfen als wenn einige wenige es komplett aufhören?
Ja aber das ist orientiert an der Vegan society die den Begriff geschaffen hat und eine Produkteigenschaft macht nicht den Menschen. Wer ein veganes Produkt konsumiert wird nicht vegan genau wie die Kekse in der Kirche einen nicht christlich machen.
Ich sprach auch von "vegan ernähren" nicht von "vegan sein". Wenn der Begriff 2 verschiedene Dinge bezeichnet (Produkteigenschaft und Weltanschauung), musst du wohl oder übel damit leben, dass die Bedeutung nicht immer die gleiche ist. Davon abgesehen sollte man meines Erachtens auch durchaus eine "vegane Weltanschauung" haben dürfen - in dem Sinne dass man für sich im machbaren Maß versucht Tierleid zu reduzieren und das auch ernst meint - ohne dass man zu absolut unumstößlichen 100% Tierprodukte vermeidet. Aber das ist ein anderes Thema.
Und dieser "Leute nur manchmal schlagen ist auch nicht ok"-Vergleich hinkt halt. Der Unterschied ob ich ein Stück Fleisch esse oder nicht ist nicht der gleiche wie wenn ich jemanden schlage oder nicht. Kein Fleisch zu konsumieren rettet rein unmittelbar kein einziges Tierleben, genau wie ein Stück Fleisch vom Buffet zu nehmen und zu essen kein Tier tötet. Der Effekt ist viel indirekter, über die geringere Nachfrage wird irgendwann in der Zukunft wahrscheinlich ein Tier weniger leiden müssen. Weder hilft man damit den Tieren, die jetzt aktuell leiden, noch denen, die bereits tot sind und als Fleisch im Supermarkt liegen. Und eben weil der Effekt statistischer Natur und in die Zukunft gerichtet ist und nicht direkt kausaler Natur ist, lässt sich das mit Schlagen einfach nicht vergleichen. Statt es mit Leuten zu vergleichen, die Ausländer schlagen, wäre es z.B. eher vergleichbar damit, dass man sich Mühe gibt, keine xenophoben Denkmuster zu perpetuieren. Und hier wäre es eben auch albern, wenn sich jemand nicht als Antirassist bezeichnen dürfte, wenn er seinen eigenen internalisierten Rassismus z.B. noch nicht perfekt hinterfragt und abgelegt hat - solange er sich z.B dieses Makels eben bewusst ist und versucht, etwas dagegen zu tun.
Kann ich dich bitten in Zukunft die Formulierung “wer sich hauptsächlich pflanzlich ernährt” zu erwägen?
Nö kannst du nicht, weil du auf eine quantitative Bewertung keine Moralvorstellung projezieren kannst.
Es ist darüber hinaus auch albern, weil du nach der Logik nur dann ein Veganer wärst, wenn du ausschließlich handgeerntetes zu dir nimmst. Von so einem Mähdrescher zerhäckselt zu werden ist für Feldhamster, -mäuse und bodenbrütende Vögel nämlich auch ein ziemlich brutaler Tod.
Auch in der gesamten Kette vom Feld bis zum Supermarkt gehört auch bei Bioprodukten Schädlingsbekämpfung, z.B. mit Schlagfaller gegen Ratten dazu.
Im Vergleich mit rein pflanzlicher Ernährung ist Vegetarismus deutlich schlechter (natürlich abhängig davon wie viele Eier und Milchprodukte man dann wirklich isst), was Tierwohl und Umwelt betrifft, und im Vergleich mit Tierprodukt-reduzierter Ernährung sehr unflexibel, obwohl mMn Milchprodukte und Eier nicht so viel besser sind als Fleisch - wenn man statt Wurstbrot halt Käsebrot isst, ist praktisch nichts gewonnen, aber man hat trotzdem den Ärger, wenn es z.B. um Festtagsessen geht.
Ich gebe dir recht dabei, dass vegane Ernährung im bezug auf Tierwohl und Umwelt schlechter ist als vegetarische Ernährung.
Bei deiner annahme über Wurst- vs. Käsebrot möchte ich dir aber Widersprechen (außer du hast Daten dazu). Wenn das der fall wäre könnten Vegetarier das ganze ja gleich bleiben lassen und wieder Fleisch essen.
Die Info ist relativ weit verbreitet, da kannst du praktisch jeden Artikel dazu lesen (z.B. https://www.nationalgeographic.de/umwelt/2022/03/studie-das-sind-die-umweltfreundlichsten-lebensmittel). Das einzige Fleisch, das klimamäßig noch schlechter ist als Käse, ist Rindfleisch (und vermutlich auch Schafs- und Ziegenfleisch, aber das fällt hierzulande mengenmäßig nicht ins Gewicht). Eier sind zwar besser als Hühnerfleisch (45% weniger CO2-Äquivalent), aber der Unterschied ist mMn nicht groß genug, um die kategorische Ablehnung von Fleisch aber nicht Eiern zu rechtfertigen.
Tierwohl ist natürlich schwieriger, weil man das schwerer in Zahlen ausdrücken kann. Aber alleine schon die Tatsache, dass Kuhmilch praktisch immer das Schlachten von Kälbern (und idR irgendwann auch der Milchkühe) beinhaltet, macht das aus vegetarischer Sicht relativ sinnfrei, und ich bin persönlich nicht davon überzeugt, dass es Milchkühe so viel besser haben als Masttiere. Hühnereier sind aus Tierwohlperspektive definitiv nicht besser ist Hühnerfleisch, zumindest auf industrielle Haltung (inkl. Freilandhaltung, Bio usw.) bezogen - wenn du dir Hühner im Garten hältst, ist das nochmal was anderes.
Wenn das der fall wäre könnten Vegetarier das ganze ja gleich bleiben lassen und wieder Fleisch essen.
Kommt auf die Perspektive an. Aus meiner Perspektive definitiv ja, aber traditionell haben viele Vegetarier diese Einstellung, dass Tiere töten viel schlimmer ist als Tiere ihr ganzes Leben lang in schlechten Verhältnissen zu halten. Das Extrembeispiel ist da Jagdwild - denen geht es zu Lebzeiten deutlich besser als jedem Vieh im Stall, und der Tötungsvorgang ist meistens auch deutlich "humaner", da sie nicht erst im LKW in irgendeine Tiertötungsfabrik gefahren werden (manchmal trifft der Jäger natürlich nicht richtig, aber das passiert ja in der Fabrik teilweise auch).